Für die Erstellung der Biodiversitätsstrategien wurde im Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ eine standardisierte Vorgehensweise entwickelt, die in allen Modellkommunen angewandt wurde. Die drei klassischen Planungsschritte, zunächst den IST-Zustand zu analysieren (SWOT-Analyse – Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken), daraus Ziele zu definieren und schließlich Wege zur Zielerreichung zu erarbeiten, strukturieren das Verfahren.

Datenanalyse und Ortsbegehungen

Auf kommunaler Ebene stehen zahlreiche Daten und Informationen zur Verfügung, die sowohl für die Analyse der IST-Situation der Biodiversität als auch für die Entwicklung von Handlungsansätzen von direkter und indirekter Bedeutung sind. Die folgende, nicht abschließende Tabelle unterscheidet sie in naturschutzfachliche und naturschutzassoziierte Informationen.

Vor der Verwendung der Daten sollten diese hinsichtlich ihrer Aktualität geprüft werden. Dies betrifft insbesondere die Informationen über Art- und Biotopvorkommen, die von zentraler Bedeutung für die Entwicklung biodiversitätsfördernder Maßnahmen sind. Liegt die Erhebung der Daten zu lange zurück, sollten idealerweise erneute Kartierungen im Vorfeld der Strategieerstellung durchgeführt werden. Alternativ kann die Aktualisierung der Daten auch als Maßnahme in der Strategie vorgesehen werden. Dann sollten konkrete Maßnahmen zum Erhalt der jeweiligen Arten und Biotope allerdings erst darauf aufbauend entwickelt werden.

Unbedingt anzuraten sind im Vorfeld der eigentlichen Strategieerstellung gezielte Begehungen an Orten mit hoher Lebensraum- und Artenvielfalt sowie an Orten mit offensichtlich hohem Handlungsbedarf. Sind bei diesen Besichtigungsterminen bereits fachkundige Personen beteiligt, kann dies im Einzelfall aufwändige Kartierungen oder Informationserhebungen ersetzen oder zumindest zu ihrer zeitlichen Priorisierung beitragen.

Workshops

Die zentralen Strategieinhalte können in drei Halbtages-Workshops oder in je einem ganztägigen (WS1 und WS2) und einem halbtägigen Workshop (WS3) erarbeitet werden. Im Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ hat sich die Variante aus einer ganztägigen und einer halbtägigen Veranstaltung als effizienter erwiesen, obwohl für die Kombination aus WS1 und WS2 acht Arbeitsstunden eingeplant werden sollten.

Der Teilnehmerkreis an den Workshops sollte für eine konstruktive Arbeitsamtmosphäre maximal 35 Personen umfassen und das folgende Spektrum an Personen und Institutionen abdecken.

Die Workshops durchlaufen drei aufeinander aufbauende Phasen:

  1. Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) in Bezug auf die biologische Vielfalt
  2. Formulierung einer Biodiversitätsvision und übergeordneter Zielsetzungen
  3. Entwicklung von handlungsfeld-spezifischen Zielen und Maßnahmen

In den Phasen 1 und 3 wird primär in Kleingruppen, aufgeteilt nach den sechs Handlungsfeldern, gearbeitet. Am Ende jeder Gruppenarbeitsphase werden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt, um allen Workshopteilnehmern Beiträge zu jedem Handlungsfeld zu ermöglichen und einen ausgeglichenen Wissenstand beizubehalten. Die Bearbeitung der zweiten Phase erfolgt im vollständigen Plenum. Die hierbei formulierten langfristigen Leitlinien für das kommunale Biodiversitätsengagement sollen die höchstmögliche Akzeptanz und Unterstützung aus dem Teilnehmerkreis erfahren.

Expertengespräche

Als Ergänzung zu den Workshops können spezifische Aspekte in Einzelgesprächen oder in kleinen Expertenrunden erörtert werden (z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden und Landschaftspflegeeinrichtungen, ausgewiesene Gebietskenner). In diesem Rahmen können z.B. Information über spezifische Anforderungen in Schutzgebieten besprochen werden oder umfangreiche Absprachen mit Schlüsselpersonen getroffen werden, die in den Workshops zeitlich nicht durchführbar sind.

Als obligatorischer Prozessschritt wird eine Expertenrunde nach Abschluss der Workshops empfohlen, um die potenziellen Inhalte der Strategien zu prüfen. Hierzu sollten Vertreter der Fachbehörden, der Landschaftspflegeeinrichtungen und der Naturschutzverbände sowie lokale Gebietskenner versammelt werden. Oberste Prämisse muss allerdings sein, sich ausschließlich auf konfliktäre oder fehlleitende Ansätze zu konzentrieren und hierfür integrierende Lösungen vorzuschlagen. Eine nachträgliche umfassende Überarbeitung der Strategien muss hingegen vermieden werden. Die partizipativ erarbeiteten Ergebnisse dürfen nicht „durch die Hintertür ausgehebelt werden“, um die Akzeptanz der Ergebnisse durch die Workshopteilnehmerinnen und -teinehmer nicht zu riskieren.

Zeitlicher Rahmen und finanzieller Aufwand

Die folgenden Einschätzungen basieren auf der Erstellung der Biodiversitätsstrategien für die zehn Modellkommunen im Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“. Der Prozess inklusive der Strategieerstellung wurde von einem Planungsbüro mit Schwerpunkt auf ökologischer Regionalentwicklung gestaltet, moderiert und dokumentiert. Grafik, Layout und Druck wurden ebenfalls extern vergeben.

Für die Erarbeitung einer kommunalspezifischen Biodiversitätsstrategie nach dem beschriebenen Verfahren sollten ca. 12 Monate zwischen Datenbeschaffung und Fertigstellung der Strategie eingeplant werden. Durch die Einbindung vielfältiger haupt- und ehrenamtlicher Akteure können die Kosten auf einen Betrag zwischen 35.000 und 55.000 Euro (inkl. USt) begrenzt werden. Sie variieren je nach Größe des Kommunalgebiets und je nach Aufwand für die Beschaffung bzw. Erhebung aktueller Daten und Informationen. Im Detail deckt die Summe die folgenden Leistungen externer Dienstleister ab:

  • Aufbereitung, Ergänzung und Analyse der naturschutzfachlichen Datengrundlagen
  • Teilnahme an gezielten Ortsbegehungen
  • Vorbereitung und Moderation der Workshops sowie Aufbereitung der Ergebnisse
  • Durchführung der Expertengespräche und Einarbeitung der Erkenntnisse
  • Beratung kommunaler Gremien bei strategischen Biodiversitätsanliegen
  • Verschriftlichung der Strategieinhalte
  • Erstellung des Biodiversitätsplans und Aufbereitung der Plandaten für die Integration in die kommunalen Geoinformationssysteme (GIS)
  • Layout und Druck