Das Modellprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ konnte die Hypothese, dass Kommunen eine ideale Handlungsebene im Biodiversitätsschutz sind, anhand zehn praktischer Beispiele belegen. Ihre herausragende Stärke ist es, umfassend in die Fläche und die Bevölkerung zu wirken. Auf die unmittelbarste Art und Weise gelingt dies auf kommunalem Grundbesitz, an kommunalen Liegenschaften und über kommunale Veranstaltungen sowie Bildungsträger. Zu echten Schlüsselakteuren werden sie allerdings aufgrund ihrer vielfältigen Kontakte. Ob Land- und Forstwirtschaft, Verbände und Vereine, Kirchen, Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer, Unternehmen oder die Bürgerschaft im Allgemeinen – kommunale Vertreter haben oder finden in der Regel zu allen relevanten Akteurinnen und Akteuren einen schnellen und vertrauensvollen Zugang.

Möglichkeiten des kommunalen Biodiversitätsschutzes

Kommunen können, wie das Projekt gezeigt hat, alle Facetten des Biodiversitätsschutzes positiv befördern. Das Spektrum reicht vom gezielten Artenschutz (z.B. Ackerwildkraut-Reservat; Markt Titting) über die großflächige Sicherung wertvoller Biotope (z.B. Ankauf extensiver Magerwiesen; Markt Nordhalben und Stiftung Bayerisches Naturerbe) bis hin zur Unterstützung beim Schutzgebietsmanagement (FFH-Gebiet ehemaliger Standortübungsplatz Ebern; Stadt Ebern). Es umfasst Kleinmaßnahmen (z.B. kostenlose Ausgabe von Nistkasten; mehrere Projektkommunen) ebenso wie integrierte, mehrjährige Umsetzungsprojekte (z.B. Projekt „Stadt-Land-Fluss“; Stadt Rottenburg a.d.Laaber). Engagierte Kommunen erzielen positive Effekte in allen räumlichen Einheiten ihrer Gemeindegebiete, betreiben intensive Bewusstseinsbildung für ihre Bürgerinnen und Bürger, setzen Impulse für Wertschöpfungseffekte aus dem Einsatz für die biologische Vielfalt und aktivieren andere Kommunen, sich ebenfalls für die Lebensraum und Artenvielfalt einzusetzen.

Intensivierung bzw. Verbreiterung des Ansatzes

Ein verstärkter und flächiger Einsatz von Kommunen für den Erhalt der biologischen Vielfalt sollte aus Sicht der Trägergemeinschaft sowie der Projektkommunen unbedingt angestrebt werden. Zahlreiche Gespräche haben gezeigt, dass ein erhebliches Interesse bayerischer Kommunen besteht, sich mit ihren Möglichkeiten im Biodiversitätsschutz zu befassen. Allerdings wurde aus der Zusammenarbeit mit den Projektkommunen sowie aus den Gesprächen mit interessierten kommunalen Vertretern ebenfalls offenkundig, dass die Städte und Gemeinden hierfür insbesondere fachliche und organisatorische Unterstützung benötigen. Die eigenen Verwaltungskapazitäten sind vielerorts mit den Anforderungen aus den kommunalen Pflichtaufgaben vollständig ausgereizt.

Notwendige Unterstützung

Konkret konnten aus dem Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ folgende Unterstützungen seitens der Politik, der Ministerien und ihrer Verwaltungen als notwendig abgeleitet werden.

  1. Definition von Rahmenanforderungen an kommunale Biodiversitätsstrategien und Etablierung der Strategien als anerkannte Planungsinstrumente
  2. Prozessorientierte Betreuung und Förderung
    • Standardisierter, behördlich begleiteter Prozess zur Erstellung von kommunalen Biodiversitätsstrategien
    • Regelförderung für die Erstellung kommunaler Biodiversitätsstrategien
    • Integriertes, flexibles Budget zur Maßnahmenförderung
    • Verstetigte spezifische Beratung durch den flächendeckenden Einsatz von z.B. Biodiversitätsberaterinnen und -berater auf Landkreisebene
  3. Stärkung der „Kern-Personalressourcen“ der Naturschutzbehörden für die allgemeine Begleitung bei Standardverfahren, ein umfassendes Biodiversitäts-Monitoring und die Evaluierung von Maßnahmen
  4. Konkrete Unterstützungen bei der Anlage oder Entwicklung artenreicher Lebensräume auf kommunalen Flächen
    • Förderung ökologischer Flächenmanagementpläne für Kommunen
    • Einmalige Förderung der Anschaffung naturverträglicher Bewirtschaftungsgeräte für Bauhöfe („Abwrackprämie Mulcher“)
    • Flächendeckende Fortbildungen „Naturnahes Grünflächen- und Gehölzmanagement“ für Bauhöfe, Straßenmeistereien etc.

Empfehlungsschreiben an die Bayerische Staatsregierung

  

Im Rahmen der Bilanzkonferenz des Projekts „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ wurde ein Empfehlungsschreiben an die Bayerische Staatsregierung übergeben. Es beschreibt mit welchen Hilfestellungen das Potenzial der ländlichen Kommunen in Bayern beim Biodiversitätsschutz flächenhaft aktiviert und sie zu tragenden Säulen der Erreichung der Ziele der Bayerischen Biodiversitätsstrategie werden können. Auch wenn sich manche Empfehlung auf bayerische Strukturen oder Förderinstrumente bezieht, sind sie im Grundsatz bundesweit übertragbar.