Zahlreiche Zukunftsthemen stehen in direkter oder indirekter Verbindung mit der biologischen Vielfalt. Entsprechend sind auf allen politischen Ebenen integrierende Lösungsansätze gefragt, die die Verknüpfungen berücksichtigen und auftretende Zielkonflikte bestmöglich auflösen.

Biodiversität und Klimawandel

Besonders offensichtlich sind diese Wechselwirkungen zwischen dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität beziehungsweise zwischen Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung und dem Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und zunehmende Extremwetterereignisse beeinflussen alle Lebensräume und die darin lebenden Arten. Sie können sich sowohl für spezialisierte Arten als auch Generalisten vor- oder nachteilig auswirken. Während die seltene Alpen-Mosaikjungfer (Aeshna caerulea), eine Libelle der Hochlagen und Moore, vom Temperaturanstieg bedroht wird, setzt der allgegenwärtigen Fichte (Picea abies) die zunehmende Trockenheit besonders zu. Andererseit profitieren zum Bespiel das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), ein wärmeliebender Schmetterling, oder die Esskastanie (Castanea sativa).

Kommunen trifft diese Wechselwirkung zum Beispiel bei der Erhaltung und Neupflanzung von Stadtbäumen. Linde, Esche, Ulme, Ahorn – zahlreiche Baumarten, die Siedlungsräume bisher begrünten und dort für Abkühlung sorgten, werden vom Klimawandel geschwächt und sind somit anfälliger für Schädlingsbefall. Da heimische Baumarten auch Lebensräume für zahlreiche angepasste Tiere sind, ist die zukünftige Baumartenzusammensetzung sowohl im Siedlungsraum als auch in den Wäldern eine wichtige Frage für den Erhalt der Biodiversität.

Biodiversität und erneuerbare Energien

Ein weiteres, sehr aktuelles Spannungsfeld für Kommunen entsteht zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen und dem Schutz der biologischen Vielfalt. Es steht außer Frage, dass fossile Energeiträger schnellstmöglich abgelöst werden müssen. Die Nutzung von Wasser, Wind und Sonne zur Energiegewinnung bringen allerdings auch Konsequenzen für Arten und Lebensräume mit sich. Gewässer werden aufgestaut, das Risiko des Vogelschlags durch Rotoren steigt und Lebensräume werden durch Freiflächen-Photovoltaikanlagen überbaut. Über die Bauleitplanung wird es zur Aufgabe der Kommunen, einige dieser Zielkonflikte verantwortungsbewusst abzuwägen. Die Themen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Stattdessen werden integrative Lösungen benötigt, denn sowohl der Klimawandel als auch das Artensterben bedrohen die menschlichen Lebensgrundlagen.

Weitere Verknüpfungen

Des Weiteren bestehen enge Verknüpfungen zwischen der biologischen Vielfalt und zum Beispiel

  • der Zukunft der Land- und Forstwirtschaft und
  • der Entwicklung des Flächenverbrauch für die bauliche und infrastrukturelle Entwicklung.

In einigen Feldern, in denen im Sinne der Biodiversität zeitnahe Veränderungen notwendig sind, können Kommunen durch ihr Handeln direkt wirken. In anderen können sie durch ihre Vorbildwirkung und Aufklärung indirekt zu Veränderungen beitragen. Grundsätzlich sind die kommunalen Einflussmöglichkeiten und ihr Wirkungskreis für einen verstärkten Schutz der Biodiversität groß.